Dank meiner Zahnbürste weiß ich mehr über das Unbewusste

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Meinung

Als ich zwanzig war, war es es an der Zeit, um Hilfe zu bitten. Ich war nämlich weit davon entfernt, so zu sein, wie ich es heute bin. Ich war verloren und unkontrolliert. Das waren die dunklen Jahre für meine Familie. Und es tut mir heute sehr leid für meine Eltern, dass ich ihnen mit diesem Benehmen begegnete. Damals aber wurde mir klar, dass das nicht alles meine Schuld gewesen ist. Ehrlich gesagt möchte ich heute auch nicht über Verantwortung, Schuld oder Urteil sprechen. Ich möchte vielmehr mit euch das Wissen teilen, wie ich es geschafft habe, mein Unterbewusstsein zu begreifen.

Damals interessierte ich mich noch nicht sonderlich für Psychologie, aber ich wusste, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich mit mir selbst umgehen sollte. Ich suchte drei verschiedene Ärzte auf, bevor ich meinen „Engel“ traf. Ja, dieser Mann war für mich wie ein Engel, weil seine Ehrlichkeit, sein transparentes Verhalten und sein Wissen mir Licht in meine Dunkelheit, in der ich lebte, brachte. Alles, woran ich mich in den ersten drei Monate erinnere, ist, dass ich weinte und weinte. Und in jenem Moment war mein Bedürfnis sehr groß, mich dieser ganzen Schei*e, die ich in mir hatte, zu entledigen. Danach war ich bereit, zuzuhören und zu verstehen.

Ich war schon immer neugierig. Ich bin der Typ Mensch, der etwas nicht einfach so tun kann, ohne eine Erklärung für den Grund dahinter zu haben. Meine Logik zwingt mich, immer eine klare Motivation hinter einer Handlung zu entwickeln.

Eines Tages war ich dann so weit, dass mich mein „Engel“ darüber aufklärte, dass das Gehirn automatische Mechanismen besitze und ich es gewohnt sei, auf Situationen zu reagieren, ohne dabei bewusst zu denken. Der Verstand aktiviert nämlich automatische Reaktionen auf äußere Reize. Ich versuche nun, auf einfache Weise zu erklären, wie das Gehirn tatsächlich funktioniert:

Jeder Gedanke, den wir produzieren, ist das Ergebnis der Arbeit von Neuronen. Ein Neuron ist eine Nervenzelle, die elektrochemische Signale sammelt und weiterleitet. Je öfter sich nun ein Gedanke wiederholt, desto mehr Neuronen verbinden sich zu einer sogenannten starken stabilen Synapsenverbindung. Das Ergebnis dieser starken Nervenzellassoziation ist ein Habitus mit der Tendenz, dass etwas, was man sehr häufig durchführt, auch automatisiert wird.

Im Grunde genommen wird mein Gehirn dazu benutzt, um auf äußere Reize mit dem gleichen Muster zu reagieren, sogar als ich bereit dazu gewesen war, mich zu ändern. Ich war aggressiv, respektlos, egoistisch, aber ich sah mich selbst nicht so, denn die Gewohnheiten beherrschten mich, ohne dass ich mir darüber bewusst war. Ich war daran gewöhnt, so zu sein, ohne dabei bewusst zu sein.

Mein „Engel“ riet, mich im Augenblick präsenter zu machen. Er war sich sicher, dass ich die Tücke in diesem Mechanismus herausfinden würde!

Es war sehr schwierig, diesen Prozess zu begreifen, aber ich bin eine strenge Denkerin. Und so wurde ich mir allmählich meines Verhaltens bewusster. Zu diesem Verständnis gelangte ich nicht durch eine der üblichen Auseinandersetzungen mit meinen Eltern, sondern durch eine Situation an einem entspannten Morgen.

An diesem Morgen wachte ich auf, frühstückte und ging ins Badezimmer. Ich wusch mein Gesicht, bürstete mir das Haar. Dann nahm ich die Zahnbürste und öffnete die Schublade, um die Zahnpasta herauszunehmen. Aber dort gab es keine Zahnpasta mehr, weil ich sie am Tag zuvor aufgebraucht hatte. In der Nacht zuvor warf ich noch die leere Tube weg und dachte daran, am nächsten Tag in den Supermarkt zu gehen, um eine neue zu kaufen. Und plötzlich machte es Klick in meinem Kopf, und ein erleuchtendes Gefühl durchströmte mein ganzes Wesen. Ich war so aufgeregt! Ich wusste ja, dass die Zahnpasta leer war. Ich wusste, dass ich zum Supermarkt gehen musste, um eine neue zu kaufen. Aber ich handelte so und öffnete die Schublade, ohne darüber nachzudenken. Also aus einer unterbewussten Gewohnheit heraus.

Die moderne Neurowissenschaft erklärt die Funktionsweise des Gehirns sehr anschaulich. Da wir nun wissen, wie es funktioniert, sind wir auch in der Lage, den Wandel zu realisieren. Zu werden, wer ich heute bin, kostete mich viel Mühe, Kampf, Zeit, Tränen und Verzicht. Es war eine unglaublich schwere Reise, denn ich musste meinen Kopf aufsetzen, alle alten Synapsen abschalten und alles wieder neu zusammensetzen.

Später lernte ich, dass ein bewusster Gedanke im Sinne von Energie viel mächtiger ist als jeder unterbewusste Gedanke. Das bedeutet, dass wir alle die Macht darüber haben, uns zu verbessern. Wir alle können eine bessere Version von uns selbst werden. Ich kann euch aber nicht nicht versichern, dass es einfach werden wird. Denn was ich in meinem Leben begriffen habe, ist, dass dich einfache Wege nicht weit bringen. Sie manövrieren dich nur in schwierige Situationen und erlauben es dir nicht, dich weiterzuentwickeln.

Ich bin die Schöpferin meines eigenen Lebens. Was ich denke, definiert die Person, die ich bin. Deshalb ist es so wichtig, richtig zu denken. Einmal sagte ein lieber Freund:

Wenn du merkst, dass du schlechte Gedanken erzeugst, also Gedanken auf niedriger Frequenz, dann halte inne und stell dich ins Hier und Jetzt. Und in diesem gegenwärtigen Moment musst du bewusst das Gegenteil vom Schlechten denken, und das Gegenteil ist das Gute!

Übersetzung Englisch-Deutsch: Anna Dichen

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