Pico del Teide einmal anders

Teneriffa 2016 - 26
Soziales

Ein wagemutiger Aufstieg auf den Schicksalsberg

Am 25. Juli war es endlich soweit – eine Tour auf den Vulkan „Pico del Teide“ war für heute geplant. Mit seinen 3.718 Metern ist er nicht nur der höchste Berg Spaniens, sondern auch einer der höchsten Inselvulkane der Welt. Die Region rund um den Vulkankegel wurde zum Nationalpark erklärt, welcher seit 2007 zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. 1909 hatte der Vulkan seine letzte Eruption und ist ein beliebtes Ausflugsziel auf Teneriffa. Auf 2.356 Metern befindet sich eine Hochebene, von welcher die Seilbahn Teleférico den Besuchern den Aufstieg auf den Berg erleichtert.

Nach dem Frühstück packten wir unsere Rucksäcke und organisierten uns ein Auto, um bis zur Seilbahnstation zu fahren. Von dort aus wollten wir einen Wanderweg gehen, statt die Seilbahn zu nehmen. Schon während der Autofahrt waren wir begeistert von der Vegetation und dem Lava Gestein.

Etwas schockiert hatte uns die Absicherung der Straßen – es gab nämlich keine! Zum Teil ging es links und rechts neben der Straße direkt bergab in einen steinigen Graben. Auf dem riesigen Plateau angekommen, fand ich den Ausblick einfach beeindruckend – so viel Gestein und Geröll und verhärtetes Lava … Einfach toll! Nach kurzer Zeit konnten wir bereits die Seilbahnstation erkennen und mussten feststellen: Es war die Hölle los! So viele Leute wollten mit der Seilbahn auf den „Pico del Teide“.

Teneriffa 2016

Gut, dass wir sowieso auf eine Wanderung eingestellt waren. Allerdings stellte sich das als Problem heraus, da es keinen Wanderweg gab, der nahe der Seilbahn (hier parkten wir das Auto) begann. Kurzerhand beschlossen wir uns auf ein ungewisses Abenteuer einzulassen: Nämlich den kürzesten Weg direkt bergauf zu nehmen – Fluglinie quasi. 😉 Vier von uns – drei Freunde und ich – kletterten vom Parkplatz aus einige hundert Meter neben der Seilbahn den Hang hinauf. Ausgestattet waren wir mit literweise Wasser, zwei Sackerl Keksen (unser „Lembasbrot“ – Ihr lest später, wie es zu dem Namen kommt), Sonnencreme – und ich natürlich mit meiner Kamera.

Der Start unseres Abenteuers führte uns durch Gestrüpp, Geröll, Steine und Sand. Es war äußerst mühsam sich vorwärts zu bewegen – wir machten wir zwei Schritte nach vor und rutschten gleichzeitig einen zurück. Aufmerksam hielt ich Ausschau nach Tieren, aber der Vulkan war wie ausgestorben. Ab und an hörten wir ein Rascheln der Eidechsen im Gestrüpp und ein paar Spinnen warteten auf ihre Beute, allerdings vergeblich – ich konnte nicht einmal Insekten entdecken.

Wir brauchten ca. eine Stunde bis wir auf Höhe des ersten Stehers der Seilbahn waren. Ab dann konnten wir beinahe durchgehend auf dem erstarrten Lavagestein hinaufklettern. Das scharfe Gestein war super zum Klettern – aber eben sehr spitz, und dadurch ergatterten wir einige Kratzer und Abschürfungen! Immer wieder machten wir Trink- und kurze Erholungspausen – und die waren auch notwendig! Wir saßen auf dem Gestein und knabberten unsere Kekse zur Stärkung, die wir liebevoll „Lembasbrot“ nannten – so fühlten wir uns nämlich: Wie Frodo und sein Begleiter beim Aufstieg auf den Schicksalberg (aus dem Film „Herr der Ringe“). Während unseres gesamten Aufstiegs kletterten wir in der prallen Hitze. Aber uns war klar: Ein Umkehren war nicht möglich. Der Weg hinauf war zwar hart und anstrengend – und um ehrlich zu sein, konnten wir nicht einschätzen, was uns noch alles erwarten würde – aber sich im Gestein, Geröll und Sand nach unten zu bewegen, konnte nur mit einer Rutschpartie und somit Verletzungen verbunden sein.

So kletterten wir immer weiter umgeben von einer Landschaft, die mich stark an den Film „The Hills Have Eyes“ erinnerte – ein Horrorfilm, falls Ihr den nicht kennt. 😉 Nach ca. drei Stunden Klettern (es war immer noch kein Ende in Sicht) hatte ich ein kleines Motivationstief und ärgerte mich über diese schwachsinnige Idee, die wir vier da geboren hatten. Doch dann waren wir endlich so weit oben, dass wir die Seilbahnstation auf dem Berg sehen konnten!

Als wir unser Ziel vor Augen hatten, fasste jeder seine letzten Kräfte zusammen und wir kletterten – gepackt von einem riesigen Motivationsschub – die letzten Lavasteine empor. Wir riefen uns noch zu: „Die werden da oben Augen machen, wenn sie uns hochklettern sehen“, und mussten schmunzeln.

Überrascht war vor allem das Sicherheitspersonal, allerdings nicht im positiven Sinne … Überglücklich und mächtig stolz auf uns, kletterten wir über das Geländer; dort warteten bereits drei Security-Männer auf uns, wollten unsere Ausweise und drohten mit der Polizei. Die Männer teilten uns mit, dass es verboten sei, sich im Nationalpark außerhalb der beschilderten Wege zu bewegen und wir eine Verwaltungsstrafe bekommen werden. An das hatten wir natürlich absolut nicht gedacht … Wir entschuldigten uns vielmals dafür und konnten die Männer zumindest davon abhalten, die Polizei zu rufen – naja, unser Abenteuer hatten wir auf jeden Fall. 😉

Nach einer kurzen Verschnaufpause und Begutachtung unserer kaputten Schuhe – ja, das Gestein war wirklich spitz – beschlossen wir, die letzten 200 Höhenmeter zum Gipfel des „Pico del Teide“ auf uns zu nehmen. Diesen Wanderweg – ja, es war ein offizieller Wanderweg – durfte man nur mit einer Genehmigung begehen – vorbildlich wie wir waren, hatten wir diese natürlich. 😉

Mit brennenden Oberschenkeln motivierten wir uns gegenseitig, die letzten steilen Meter zurückzulegen. Ein super Gefühl war es, als wir endlich oben ankamen.

Wir schwitzen, keuchten, waren verdreckt und aufgeschürft, und ich konnte meinen Freudenschrei nicht zurückhalten. Die anderen Menschen sahen uns etwas skeptisch an, warum wir nach dem kurzen Aufstieg von Seilbahnstation zum Gipfel so zerstört waren – darüber mussten wir ziemlich schmunzeln. Wenn die wüssten… 😉

Hier noch einige Fotos vom Vulkankrater:

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