Frieden, Bildung und Eigeninitiative – für eine bessere Welt
Es war eine große Ehre für mich, als (vielleicht einzige) vietnamesische Teilnehmerin dem Europäischen Alpbach-Forum 2017 beiwohnen zu dürfen. Ich besuchte das Politische Symposium des Forums, das vom 27.-29. August 2017 in Tirol stattfand. Es war eine großartige Gelegenheit für mich, an einer hochrangigen Konferenz teilzunehmen und nebstbei Alpbach und seine Umgebung kennenzulernen.
Während des diesjährigen Politischen Symposiums, das den Fokus auf dem Thema Konflikt und Kooperation hatte, wurde sehr oft der Begriff „Frieden“ erwähnt sowie die Rolle von Bildung in diesem Zusammenhang.
Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts.
Alexander Van der Bellen, Österreichs Bundespräsident, betonte in seiner Eröffnungsrede, dass Toleranz ein entscheidender Wert in unserer sich schnell verändernden Welt sei.
Michael von der Schulenburg, früher Ausführender Repräsentant und Head of Mission bei UNIPSIL, teilte bei der Plenarsitzung unter dem Titel „Die Realität anerkennen: Mit dem internationalen System zu Rande kommen“ (“Acknowledging reality: coming to grips with the international system”) seine Bedenken in Bezug auf Frieden und Konflikte: Warum geben so viele Staaten hunderte Millionen US-Dollar für Waffen aus, obwohl sie sich gar nicht im Kriegszustand befinden? Warum verwenden sie das Geld nicht für den Bau von Schulen oder Krankenhäusern – und für die Bewahrung des Friedens anstatt für die Verteidigung?
Francesca Bria, Beauftragte für Technologie und digitale Innovation der Stadt Barcelona, sprach während der Plenarsitzung „Sicherheit und Freiheit in der digitalen Zukunft“ (“Security and liberty in the digital future”) von einem breiteren Verständnis des Begriffes „Sicherheit“, der sich nicht auf die nationale Sicherheit und Verteidigung beschränkt.
In der Abschlussveranstaltung „Transformative Wege zur Nachhaltigkeit: Von der Wahrnehmung zur Verhaltensänderung“ (“Transformative pathways to sustainability: from perception to changing behavior”) wurde die Friedensbotschaft durch die Tanztheaterperformance „InDilemma“ in anderer Form wiederholt. Das eindrucksvolle, sehr interaktive und engagierte Stück betonte perfekt die Rolle der Kooperation bei Konfliktlösung und Friedensbewahrung.
Ja, die Botschaft ist klar. Was also können wir tun? Wie kann diese Botschaft verbreitet werden, und wie kann die Welt verändert werden?
Bildung ist die mächtigste Waffe, die man benutzen kann, um die Welt zu verändern.
Die Veranstaltung „Kann ich bleiben, oder soll ich gehen? Der Einfluss des Klimawandels auf die Migration“ (“May I stay or should I go? The impact of climate change on migration”) löste eine lebhafte Diskussion zum Zusammenhang zwischen Klimawandel und Migration aus. Alan Atkinson, Leiter der Veranstaltung, zitierte eine zuverlässige Quelle, die die Migration als eine Anpassung an den Klimawandel bezeichnet.
In Reaktion darauf teilten alle fünf Sprecher sowie das Publikum ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihre Erfolge im Umgang mit dem Klimawandel und der Vermeidung von Migration in Folge extremer Auswirkungen des Klimawandels mit. In vielen Aussagen betonten Sprecher und Publikum die Wichtigkeit von Bildung und Unterstützung zur Selbsthilfe von Menschen in vom Klimawandel bedrohten Regionen als eine langfristige Maßnahme zur Vermeidung von Migration.
Die Rolle der Bildung wurde nochmals wiederholt in der Veranstaltung „Die Arktis: Neue Narrative für ein umstrittenes Gebiet?“ (“The Arctic: new narratives for a disputed territory?”). Die Arktis ist Teil dieser Erde, und jede Veränderung, die dort stattfindet, wird jeden Menschen an jedem anderen Ort betreffen. Umgekehrt kann alles, was wir tun, einen Einfluss auf die Arktis haben. Wie können Menschen mehr über die Arktis erfahren? Wie kann diese Region genutzt werden, ohne sie zu zerstören? Wie können wir generell auf ökologisch verträgliche Art leben? All das beginnt mit Bildung.
Mehr als einmal haben auch verschiedene der Sprecher die Rolle der jungen Generation betont, die Veränderungen in der Zukunft bewirken kann. Ich stimme der Aussage zu, dass die junge Generation eine sehr wichtige Rolle spielt, hoffe jedoch, dass die Rolle der anderen Generationen, der anderen Leute, dabei nicht vergessen oder gar abgelehnt wird.
Du selbst musst die Veränderung sein, die du in der Welt sehen willst.
Meiner Ansicht nach war das Forum mit seinem Input und seiner Inspiration für einen Wandel eine Bereicherung für alle Teilnehmer. Doch der noch wichtigere Punkt ist die Frage, wie die Teilnehmer diese Inspiration in die Praxis umsetzen können. Wir können den Frieden nicht erhalten, wenn wir selbst nicht in Frieden mit anderen leben; wir können die globale Erwärmung nicht aufhalten, wenn wir nicht damit aufhören, die Erde zu verbrennen; wir können nicht andere ausbilden, wie man den Frieden bewahrt, solange wir nicht selbst ein gutes Beispiel abgeben. Wir müssen bei uns selbst beginnen, wenn wir die Welt so verändern wollen, wie wir es uns wünschen.
Rosemary A. DiCarlo, Präsidentin des Nationalen Komitees für die Amerikanische Außenpolitik in New York, betonte, dass die Hauptbedrohung in den nächsten zehn Jahren weder der Terrorismus sein wird noch die Cyber-Sicherheit oder Krieg – sondern wir selbst. Wenn jeder Einzelne ein wenig toleranter mit anderen Menschen und der Umwelt wäre, nur etwas weniger egoistisch und gierig, wenn jeder Einzelne einen „Sinn für Verantwortung“ entwickeln würde (Hans Bruyninckx, Executive Director, Europäische Umweltagentur), dann würde die Welt sicherlich zu einem besseren Ort werden.
Wenn du Veränderung sehen willst, musst du selbst damit beginnen. Es ist ebenso einfach wie tiefgreifend.
Mahatma Gandhi
Und das ist es, wofür die großen Führer der Welt, wie Gandhi in Indien, Nelson Mandela in Südafrika oder Ho Chi Minh in Vietnam, bekannt waren.
Als einen ersten Schritt werde ich zu den Tänzerinnen und Tänzern, die das machtvolle Tanztheaterstück „InDilemma“ aufgeführt haben, in Kontakt treten, um ihre Erlaubnis und ihren Rat zu bekommen für die Umsetzung eines ähnlichen Kunstprojektes in Vietnam, das zur Verbreitung der Friedensbotschaft beitragen soll. Und mein langfristiger Plan ist, mehr über eine Friedensausbildung zu lernen und einige praktische Projekte in diesem Feld umzusetzen.
Doch ich werde es nicht dabei belassen.
Wenn du schnell gehen willst, dann geh alleine. Wenn du weit gehen willst, dann geh mit anderen zusammen.
Afrikanisches Sprichwort
Insgesamt war das politische Symposium in Alpbach eine großartige und lehrreiche Erfahrung für mich, aber weniger in Bezug auf Fakten und Informationen, sondern in Bezug auf Werte und Inspirationen. Und ich freue mich sehr darauf, meine derzeitige Arbeit im Bereich der Gemeinschaftsentwicklung fortzusetzen und weiterzuentwickeln, um das zu erreichen, was ich mir für die Zukunft vorgenommen habe, und so meinen eigenen Beitrag zu einer Welt des Friedens zu leisten.
(Bildquelle hier)
Credits
Image | Title | Autor | License |
---|---|---|---|
Frieden, Bildung und Eigeninitiative – für eine bessere Welt | Mai Nguyen Thanh | CC BY-SA 4.0 |