People of Nowhere
Im Sommer 2015 habe ich mein Medizinstudium beendet und bin daraufhin nach Budapest gereist, um meinem Bruder einen Besuch abzustatten. Als wir gemeinsam zum Zugbahnhof gingen, um den Zug nach Italien zu nehmen, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Über Nacht hatten sich Hunderte von Flüchtlingen am Budapester Bahnhof “Keleti” angesammelt.
In diesem Moment wusste ich, dass ich diesen Menschen, die ich “People of Nowhere” nenne, verpflichtet bin zu helfen. Ich habe mir selbst versprochen, dass ich mein erworbenes medizinisches Wissen für einen guten Zweck einsetzen werde. Am liebsten wäre ich damals sofort in Budapest geblieben, aber wir mussten die Heimreise antreten.
Schon immer hat mich der Wunsch geprägt, ein Volontariat zu absolvieren und denjenigen zu helfen, die aus verschiedenen Gründen benachteiligt sind.
Ursprünglich hatte ich den Plan, mich nach Nepal zu begeben, um dort in einem Missionskrankenhaus medizinische Hilfe zu leisten; dieses Projekt habe ich aufgrund der prekären Situation hierzulande auf den Sommer verlegt.
Dieser heiße Augusttag, diese schreckliche Situation und das Gefühl, das dadurch in mir erweckt wurde, das alles hat mich bis nach Lesbos, Griechenland, gebracht – wo ich mich zurzeit befinde.
Im gesamten Mittelmeerraum sind im Jahr 2016 mehr als 141.930 Flüchtlinge angekommen, 132.177 davon haben Griechenland erreicht und 77.845 davon sind auf der Insel Lesbos gestrandet. Die meisten von ihnen sind Syrer, Afghanen und Iraker, 22% Frauen, 38% Kinder und 40% Männer. Viele Menschen überleben die kurze, jedoch sehr gefährliche Überfahrt von der Türkei nach Griechenland nicht. Seit Jahresbeginn sind im Mittelmeer bereits 410 Menschen als tot oder vermisst erklärt worden.
Credits
Image | Title | Autor | License |
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Budapest- “Keleti” Bahnhof, August 2015 | Isabel Scharrer | CC BY-SA 4.0 | |
Mytilini – Lesbos, März 2016 | Isabel Scharrer | CC BY-SA 4.0 |