Der Liebesfilter
In einer Beziehung kommen zwei Menschen immer wieder an diesen Punkt, da sich der eine Teil vom anderen getrennt fühlt. Sei es in einer Eltern-Kind-Beziehung, in einem Liebesverhältnis, in einer Freundschaft oder aber auch in einer Arbeitsgemeinschaft; die meisten von uns haben so etwas schon mindestens einmal erlebt.
Da geht es nicht darum, dass etwas zu Ende gegangen ist, vielmehr gerät unsere Beziehung in diesem Moment an einen Test, bei dem man erkennen kann, ob man zusammenpasst. Falls etwas zu korrigieren ist, bedeutet das, dass der eine Teil den einen Prozess durchläuft und der andere Teil einen anderen. Falls die Beziehung zueinander unausgeglichen ist, dann deshalb, weil sich zwei Menschen auf unterschiedlichen Levels befinden. Doch wie können sie ihre Partnerschaft wieder austarieren?
Will man es richtig machen, so müsste man sich auf den Level der anderen Person begeben. Geschrieben hört sich das ganz leicht an, es in der Praxis anzuwenden, ist dagegen ein sehr schwieriges Unterfangen, zumal wir Menschen im Alltag gerne einen häufigen Fehler begehen: nämlich unser Gegenüber zu verurteilen. Betrachtet man die Schwierigkeit aus einem eher materiellen Gesichtspunkt, so rührt sie aus der Tatsache, dass ich auf meine persönliche Sichtweise, auf meinen Charakter verzichten müsste.
Mein neues Verhalten führt dazu, dass die Gepflogenheiten des anderen unterbrochen werden und dazu, dass der andere die Ursachen unserer Entfremdung überdenkt und weniger dazu, dass er sich darauf fokussiert, wie er die Beziehung reparieren könnte. Weiters veranlasst dieser Level-Wechsel den anderen dazu, zu erkennen, dass ich mich in diesem Moment nicht auf mich selbst fokussiere, sondern auf mein anderes Selbst. In dieser Situation wäre es falsch, dem anderen meine Gedanken, meine Einstellung und meine Meinungen aufzuerlegen.
Wenn der andere aber meinen Wandel sieht, gibt es ihm die Möglichkeit, darüber nachzudenken. Wenn ich mich in diesem Prozess selbst beobachte, kann ich erkennen, dass auch ich einige Aspekte an mir verbessern kann. Deshalb lautet die Empfehlung: Bringe dich in einen harmonischen Zustand mit der Person, die durcheinander geraten ist. Liebe muss auf Gegenseitigkeit basieren und auf derselben Wellenlänge passieren, um zu funktionieren.
Es ist dabei völlig gleichgültig, wie sehr ich es mir wünsche, wieviel Energie ich hineinstecke – es funktioniert so nicht. Das Einzige, was ich tun kann, ist, mich selbst zu verändern und gleichzeitig zu hoffen, dass ich durch den eigenen Wandel die andere Person dazu inspirieren kann, es mir gleichzutun; und das nicht auf fordernde Art, sondern durch Freundlichkeit und Liebe.
Im Endeffekt muss ich nicht über etwas nachdenken, was nicht in voller Harmonie mit meinem Gedankengut übereinstimmt, denn dadurch hätte meine Selbstbeobachtung keinen großartigen Wert. Ich sollte so mutig sein, die andere Person dahin zu bringen, über ihr Chaos nachzudenken, denn nur dort kann die Heilung stattfinden. Die Zeit dafür aufzuwenden, nach Lösungen zu suchen, indem ich an meiner Einstellung festhalte, ist reine Zeitverschwendung. Auf diese Weise geben wir unvermeidlich etwas auf, um einen Kompromiss zu schließen.
Das ist etwas sehr Kostbares, was man mir beibrachte und was mich immer dazu veranlasste, mich außerhalb des Bereiches der Worte, der Aktionen und der Missverständnisse zu begeben.
Wann auch immer ich mich um jemanden sorge und wir uns gerade in einem kritischen Moment befinden, erinnere ich mich stets daran, diesen Filter der Liebe zwischen uns zu legen. So macht es nichts aus, wie die andere Person darauf reagiert, denn in diesem Moment ist das Wichtigste, was zählt, die Liebe, die ich für die andere Person vor mir in meinem Herzen fühle.
Übersetzung Englisch-Deutsch: Anna Dichen
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The mixed up parts | Bianca Traxler | CC BY-SA 4.0 |