2. Netzpolitischer Abend – Wien
Netzpolitischer Abend – Metalab | 15. 1. 2016
Ein bummvolles Metalab – mehr Leute als erwartet sind an Netzpolitik interessiert, Sitzplätze gibt es nur mehr vereinzelt. Radio Orange und eine Fernsehkamera sind vor Ort.
Drei Vorträge stehen am Programm
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Barbara Wimmer (@shroombab): Vorratsdatenspeicherung von Fluggastdaten
Einführung
Auf dem Weg zum gläsernen Passagier – neben USA, Australien, Kanada auch in der EU.
Was ist das Abkommen zur Fluggastvorratsdatenspeicherung, welche Auswirkungen kann sie haben, was wird gespeichert?
Gespeichert werden rund 60 Einzeldaten (Passenger Name Records) bei Flügen in die EU und aus der EU.
Ein kleiner Auszug
- Namen
- Reisedaten
- Reiserouten
- Sitzplatz
- Gepäckangaben
- Kontaktangaben
- Zahlungsarten
- alle Vorgänge rund um die Flugbuchung wie z.B. Mietwagen oder Hotel
- spezielle Serviceanforderungen wie z.B. Essen, – koscher oder vegetarisch
- SSI/SSR-Elemente (Sensitive Security Information) wie z.B. Rollstuhl
- Wichtig: es gibt weiters ein freies Eingabefeld, in welchem in der Vergangenheit zb in den USA auch festgehalten wurde welches Buch gelesen wurde oder Einträge über Gemütslage, Verhalten
Zugriff sollen Sicherheitsbehörden und Europol erhalten.
Offizieller Zweck des Abkommens
…zu Zwecken der Verhütung, Aufdeckung, Aufklärung und strafrechtlichen Verfolgung von terroristischen Straftaten und schwerer Kriminalität
Gesetzgebungstimeline
Über das Abkommen wurde bereits fast fünf Jahre lang verhandelt bis im Dezember 2015 ein Kompromiss erzielt wurde.
Das Abkommen zur Fluggastvorratsdatenspeicherung mit Kanada wird derzeit vor dem EuGH verhandelt, das Ergebnis im Laufe des Jahres erwartet. Parlamentarier haben das Abkommen nach der Aufhebung der „normalen“ Vorratsdatenspeicherung abgelehnt beziehungsweise wollten auf das Ergebnis des Kanadaabkommens warten.
Terror-Timelines
Exakt jeweils 1 Tag nach Terroranschlägen (Charlie Hebdo, Stadion Paris) werden von einschlägigen Politikern die
Flugastvorratsdatenspeicherung gefordert – danach in Tages oder Wochenabständen für ca. 1-2 MonateNach den Pariser Anschlägen im Dezember wurde Druck ausgeübt und nun wird das Abkommen noch bis Februar beschlossen. Die letzte Hoffnung der Parlamentarier ist die Aufhebung durch den EuGH falls, und das ist zu erwarten, dagegen geklagt wird.
Datenwäsche
Vorgesehen ist ein nicht anonymisiertes Speichern für 6 Monate, danach „anonymisierte“ Aufbewahrung für 5 Jahre. Jedoch können diese Daten bei Bedarf mit Knopfdruck „deanonymisiert“ werden – also gibt es in Wirklichkeit keine echte Anonymisierung.
Innereuropäische Flüge
Innereuropäische Flüge bedürfen eigener Abkommen, die auch in den Staatlichen Parlamenten beschlossen werden müssen. In Österreich hat sich bereits Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) dafür ausgesprochen, die SPÖ gibt sich noch unschlüssig.
Zitate
„Es gibt keinen einzigen Beweis dafür, dass Massenüberwachung Terrorismus wirklich aufhält“ Ewan McAskill, The Guardian
„Unsere Freiheiten können nicht geschützt werden, indem wir das Recht auf Privatsphäre unterminieren.“ EU-Datenschutzbeauftragter, Giovanni Buttarelli
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Ingrid Brodnig (@brodnig): Kommentarkultur und Hate Speech im Netz
Ingrid bietet einen Auszug aus diversen Studien bezüglich der verstärkten Wahrnehmung von aggressiven Kommentaren aufgrund inhaltlicher Gleichberechtigung.
Aggressives Posten
Das bedeutet: Wer öfter und aggressiver postet wird eher gehört als vernünftige Poster, die nur einmal ihre Meinung sagen. Daher entsteht ein verzerrtes Bild und Radikalisierungsgefahr.
Schimpfworte
Besonders negative Auswirkungen entstehen durch die Verwendung von Schimpfwörtern, da sie verletzen und zu einem Absterben der Diskussion führen.
Bubbling
Jeder sitzt in seinem eigenen Saft und teilt über soziale Netzwerke nur mit Gleichgesinnten.
Dadurch gibt es weniger Dialog zwischen gesellschaftlichen Gruppen und eine immer größere Spaltung der Gesellschaft. Gruppen untereinander bekommen kaum noch mit, dass es überhaupt noch andere Meinungen gibt und können diese umso schwerer akzeptieren.
Moderation
Die Vortragende gibt eine starke Empfehlung für umfangreiche Moderation ab – jedoch ist es immer schwer eine Grenze zur Zensur zu setzen.
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Vorstand des Chaos Computer Club – dodger (@zuendelkind): Geschichte und Struktur des CCC
Dodger hält einen improvisierten Vortrag, da sich der ursprüngliche Vortrag terminlich nicht ausging (wird nachgeholt). Er erzählt über die Entstehung des CCC, dessen Ziele und Visionen sowie die eine oder andere Anekdote.
Die Geschichte des CCC kann auch auf Wikipedia nachgelesen werden.
- Offenes Mic
- http://www.offenesparlament.at – um Mithilfe bei der Programmierung wird gebeten, es gibt Bounties zu holen
- https://act.staatsschutz.at/ – kontaktiere Parlamentarier, vor allem von der SPÖ (da noch unentschlossen)
- https://akvorrat.at/node/141 – Demo gegen das Staatsschutzgesetz am 23.1. 2016 um 18:30 vor dem BVT – Aufruf zur Teilnahme
- Vorstellung des Buches „das Netz“, bei Interesse kann man sich ein Exemplar im Metalab abholen
- Filmempfehlungen: „Democracy – im Rausch der Daten“ und „Alles unter Kontrolle„
Ressourcen
Der Netzpolitische Abend kann auch als Video konsumiert werden:
Titelbild: Ausschnitt eines Fotos von Max Pfandl und unter der Creative Commons Namensnennung 2.0 Lizenz.
Credits
Image | Title | Autor | License |
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netzpolitik | Max Pfandl | CC BY-SA 4.0 | |
netzpolitik | #netzpat | CC BY 2.0 |