Das Schulsystem rigoros umkrempeln: Uli Blacks Roman „Kafka Kannste Knicken!“

Gesellschaft

„Der Roman ist für alle, die noch eine Rechnung aus ihrer eigenen Schulzeit offen haben.“ Der Heidelberger Uli Black ist zwar seit sechs Jahren in Pension, leise ist der ehemalige Lehrer für Englisch, Sport und Psychologie aber keineswegs geworden. In „Kafka Kannste Knicken – Bildung war gestern, heute ist TikTok“ (2024) holt er gegen das deutsche Bildungssystem und Kollegen aus, die autoritätshörig sind und Anweisungen befolgen, ohne darüber nachzudenken.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Hauptcharakter H.C. Nachtnebel, ein gefeuerter Regaleinräumer im Supermarkt, der nach einem Blitzlehrgang ohne pädagogische Vorkenntnisse an einem „ehemaligen Elitegymnasium in Heidelberg“ als Lehrer anfängt und dort das System auf den Kopf stellt. Ohne Fachwissen in Biologie, Englisch und Religion manövriert er sich stattdessen mit gesundem Menschenverstand und mit den Tipps seines Nachbarn, einem pensionierten Lehrer, durch den Schulalltag – und ist dabei äußerst erfolgreich. Mit Kritik am deutschen Bildungssystem und den Bildungsplänen spart Black in seinem Roman nicht und präsentiert stattdessen, wie Bildung und Lernen aussehen müssten. Am Wichtigsten für gelingende Bildung sei die Fähigkeit des Lehrers, zu Schülern eine Beziehung aufzubauen und ein gemeinsames Lernziel zu präsentieren. Ein Lehrer müsse bilden und erziehen, ein Vorbild sein und Kindern Werte wie Mut, Verantwortungsbewusstsein und Selbstvertrauen vermitteln – erst danach kämen der Bildungsauftrag und das Wissen.

Wie H.C. Nachtnebel den Alltag an einem Gymnasium übersteht und was im Lehrerzimmer und in Lehrerkonferenzen so passiert, ist oft überspitzt und satirisch beschrieben, hat aber in der Regel einen realen Hintergrund. Denn Black verarbeitet in seinem zweiten Roman mit viel Humor, aber auch Ernsthaftigkeit, was er in 40 Jahren als Englisch-, Sport-, Psychologie- und Vertrauenslehrer erlebt hat. Nachtnebels Verhalten gegenüber Autoritäten wie dem Schulleiter und dem zuständigen Ministerium entspricht zu 90 Prozent dem Autor selbst und seinem Charakter und Stil als Pädagoge. Der Roman schließt mit Blacks Vorschlägen für ein Neudenken von Bildung und Schule, einer radikalen Veränderung der Lehrerausbildung, die sich an dem Verständnis orientiert, dass der Lehrer eine Persönlichkeit ist, die die Schüler prägt. Außerdem fordert er eine Systemänderung, die den Lehrern mehr Freiräume bietet. Genauso wichtig ist dem pensionierten Lehrer, nachzudenken, wie Lehrerpersönlichkeiten frühzeitig und richtig ausgewählt werden können, um diese Ideen zu leben und umzusetzen.

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IP – Kafka Kannste Knicken-DE-FB+IPHP Wolfgang Müller CC BY SA 4.0